in neuer Rekord-Zeit: 1:26:47
Yannick Glatthard gelingt eine neue Bestzeit für den Salbitschijen Westgrat. Am 17. August 2024 schafft er die legendäre Kletterei in 1 Stunde 26 Minuten und 47 Sekunden.
Es war ein etwas anderer Sommer für mich. Bis spät in den Juni konnte ich mich von meinen Skiern nicht trennen. In den Wendenstöcken lag noch viel Schnee. Dann kam endlich die sommerliche Hitze und ich hatte zahlreiche Kunden, die ich auf verschiedenste Hochtouren führte. Meine Projekte musste ich etwas zurückstellen, aber ich war zufrieden, meine Gäste bei besten Bedingungen auf ihre Traumtouren begleiten zu dürfen. So wie am vergangenen Freitag, als ich mit einem langjährigen Kunden auf den Salbitschijen Südgrat war. Als ich dann aber auf diesen Granittürmen verweilte merkte ich, wie sich eine unheimliche Energie in mir aufgestaut hatte. Meine Augen wanderten über die Risse, Verschneidungen und Türme des Westgrats und weckten starke Erinnerungen aus der vorjährigen Speed-Begehung mit Simon Wahli wieder auf. In diesem Moment fällte ich den Entscheid, diese Reise nochmals zu unternehmen. Diesmal aber allein, ohne Vorankündigung, ohne Erwartungen, ohne andere Meschen zu involvieren.
Und so startete ich am morgen des 17. Augusts von der Salbit-Hütte mit leichter Ausrüstung. Ich merkte rasch, wie sich mein Körper auf die Kletterei freue. Mein Kopf war klar und meine Bewegungen effizient und schnell. Es war ein Flow-Zustand par excellence: Nach 33 Seillängen, 1000 Klettermeter über 6 Türme in schönstem Granit schaute ich auf meine Uhr. Es waren 1 Stunde 26 Minuten und 47 Sekunden vergangen.
Diese Bestzeit fühlte sich so gut an, weil ich sie nicht geplant hatte. Sie hatte sich mir sozusagen von allein angeboten. Leistung hat viele Erfolgsfaktoren aber am besten funktioniert es, wenn die mentale Ebene stimmt. Natürlich muss der Körper fit sein und die Technik stimmen. Aber bei solchen Geschwindigkeiten muss die Steuerung das Maximum an Effizienz rausholen, um keine unnötige Energie zu verschwenden und die Risiken zu minimieren. Diese Erfahrung gab mir die Gewissheit, dass nicht immer Planung und Vorbereitung das Wichtigste an grossen Projekten sind. Wir dürfen auch auf unseren inneren Kompass hören: unsere Intuition.